Bericht zum Pilotprojekt «Dualproblematik Suchterkrankungen und prekäre Finanzen»
08.05.2024 / Wechselwirkungen zwischen Suchterkrankungen und finanziellen Problemen sind zwar bekannt, aber wie diese Problemlast von Fachpersonen in der Beratungspraxis der Sucht- bzw. der Budget-/Schuldenberatung wahrgenommen und angegangen wird, war bis anhin unbekannt. Die sprachregionalen bzw. nationalen Fachverbände der Sucht-, Budget- und Schuldenberatung gingen in dem Pilotprojekt «Dualproblematik Suchterkrankungen und prekäre Finanzen» dieser Frage nach. Das Projekt wurde mit Geldern des Nationalen Alkoholpräventionsfonds sowie dem Programme intercantonal de lutte contre la dépendance au jeu unterstützt.
Das Pilotprojekt umfasste eine Literaturanalyse, Onlineumfragen bei Fachpersonen sowie bei Betroffenen und abschliessende Workshops.
Die Resultate des Pilotprojekts liegen nun vor und zeigen, dass es einigen Handlungsbedarf gibt. So wurde z.B. festgestellt, dass
- es bisher nur wenige institutionalisierte Prozesse und Kooperationen zwischen Suchtberatung auf der einen und Budget-/Schuldenberatung auf der anderen Seite gibt. Wo Zusammenarbeit bereits stattfindet, wird diese aber positiv erlebt.
- es Haltungsunterschiede gibt: Bei den Schulden-/Budgetberatungsstellen herrscht aktuell die Meinung vor, dass die Suchterkrankung vorgängig zu behandeln sei und erst bei «Stabilität» der Klient:in eine Schulden-/Budgetberatung Sinn mache.
- Klient:innen die Triage zum jeweils anderen Fachbereich laut Umfragen oft als stigmatisierend erleben. Zudem werde in der Beratung die zweite Problematik jeweils zu wenig berücksichtigt.
Die involvierten Fachverbände erarbeiten aktuell ein neues Projekt, um bestehende Schwachstellen im Versorgungssystem anzugehen, die auch die Haltungen der beteiligten Fachpersonen einschliessen.