Tabakwerbung einschränken, Cannabis regulieren – kein Widerspruch
17.11.2021 / Ein häufiger Leser:innenkommentar unter Artikeln zum Tabakproduktegesetz liest sich so: «Tabakwerbung wollen sie einschränken, aber Cannabis soll legalisiert werden – das soll mal einer verstehen!» Warum das kein Widerspruch ist, zeigt ein einfaches Modell.
Der Zusammenhang zwischen der Art der Regulierung und den gesellschaftlichen und sozialen Schäden wird in untenstehendem Modell dargestellt. Je weiter man sich an den Rand bewegt – also hin zu einer kompletten Prohibition oder zu einem uneingeschränkten Zugang – desto grösser sind die zu erwartenden sozialen und gesundheitlichen Kosten, die eine Substanz oder potentiell abhängig machende Verhaltensweise verursachen. Im Zentrum, also bei einer strengen Regulierung, sind die Schäden am kleinsten.
Cannabis mit einem THC-Gehalt über 1% ist in der Schweiz derzeit zwischen «Prohibition» und «Entkriminalisierung» (Ordnungsbussenmodell) anzusiedeln. Tabak befindet sich zwischen «Leichte Regulierung» und «Vollkommen liberalisierter Markt». In der Tabak- wie auch in der Cannabispolitik geht es darum im Sinne eines maximalen Gesundheitsschutzes die Regulierung in die Mitte zu bewegen, Richtung «strenge Regulierung».
Eine griffigere Regulierung von Tabak und eine Legalisierung und anschliessend strenge Regulierung von Cannabis stehen also nicht im Widerspruch, sondern verfolgen beide das gleiche Ziel: die sozialen und gesundheitlichen Schäden so klein wie möglich zu halten.
Soziale- und gesundheitliche Kosten in Abhängigkeit von der Suchtmittelregulierung
Quelle: Perspektiven der schweizerischen Drogenpolitik. Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats 17.4076 Rechsteiner Paul, 12. Dezember 2017, S. 70.