Häusliche Gewalt und Sucht: erfolgreicher Projektabschluss und weiterer Handlungsbedarf

10.02.25 / Häusliche Gewalt und der Konsum von Substanzen – insbesondere von Alkohol – beziehungsweise substanzunge-bundene Abhängigkeiten treten oft gemeinsam auf. Die Behandlung und Begleitung von Menschen, die von Sucht und häuslicher Gewalt betroffen sind, ist aber schwierig: Spezialisierte Fachstellen gibt es kaum, und die Fachpersonen der Sucht-, der Opfer- und der Gewalt-Beratung wissen noch zu wenig, wie sie mit Betroffenen umgehen können.

Deshalb hat der Fachverband Sucht von 2023 bis 2024 das vom Alkoholpräventionsfond mitfinanzierte Projekt «Sucht und häusliche Gewalt» umgesetzt. Es knüpfte an den vorgängigen Arbeiten des Fachverbands von 2013-2017 zur selben Thematik an.

Das Projekt umfasste drei Schwerpunkte:

  • In einem ersten Schritt wurde das Netzwerk von 2013-2017 reaktiviert und erweitert. Konkret wurde bei der Projekt-umsetzung mit der Opferhilfe Schweiz, dem Fachverband Gewaltberatung Schweiz (FVGS), der Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein (DAO) und der Schweizerischen Konferenz gegen Häusliche Gewalt zusammengearbeitet.
  • In einem zweiten Schritt wurde der Bedarf der Fachpersonen bezüglich konkreter Hilfestellung für den Berufsalltag und den Umgang mit der Dualproblematik ermittelt. Die Rückmeldungen von über 200 Fachpersonen bzw. Institutionen zeigen, dass weiterhin Handlungsbedarf besteht, z.B. bei der Sensibilisierung, Vernetzung oder der Zurverfügungstellung von konkreten Hilfsmitteln.
  • Und schliesslich wurden zwei Sensibilisierungsveranstaltungen durchgeführt, um die Fachpersonen aus der Sucht-, Opfer- und Gewaltberatung im Umgang mit der Dualproblematik zu befähigen, sie untereinander zu vernetzen und die Zusammenarbeit zu fördern. Mit den beiden durchgeführten Sensibilisierungsveranstaltungen wiederum ist es gelungen, ca. 220 Fachpersonen aus der Sucht-, Opfer- und Gewaltberatung zu erreichen. Im Rahmen der Veranstaltungen erhielten sie Informationen zu den Zusammenhängen zwischen Sucht und häuslicher Gewalt und ihnen wurden Anhaltspunkte vermittelt, wie sie die Dualproblematik in ihrem Berufsalltag erkennen und ansprechen können. Zudem hatten sie die Möglichkeit, sich mit regionalen Akteur:innen zu vernetzen und darüber zu diskutieren, wie die interprofessionelle Zusammenarbeit verbessert werden kann.

Das Projekt hat gezeigt, dass die Dualproblematik Fachpersonen aus der Sucht-, Opfer- und Gewaltberatung bewegt. Sie haben ein grosses Interesse daran, die Situation für Betroffene zu verbessern. Der Austausch und die Vernetzung zwischen den Fachpersonen der einzelnen Bereiche wurde sehr geschätzt und muss weiter gefördert werden. Es wäre bedauerlich, wenn die Dynamik, welche im letzten Jahr unter den Fachpersonen und den Dachverbänden in Bezug auf die Dualproblematik entstanden ist, sowie das aufgebaute Netzwerk, nicht weiter genutzt werden. Der Fachverband Sucht wird sich dafür einsetzen, die Dualproblematik im Rahmen eines Folgeprojekts weiterhin angehen zu können.