Sucht im Alter
Die Behandlung und die Versorgung alternder Menschen mit einer Abhängigkeit gewinnt aufgrund der Demografie stark an Bedeutung. Der Fachverband Sucht legt deshalb einen besonderen Fokus auf das Thema «Sucht im Alter»: Er hat in den letzten Jahren Grundlagen im Themenfeld erarbeitet und die Vernetzung und Koordination der relevanten Akteur:innen gestärkt. Weitere Aktivitäten zur Erweiterung der Grundlagen und zur Stärkung der Koordination und Vernetzung sind geplant.
Fachgerechte Betreuung und Behandlung
Im Alltag von Sucht-Fachpersonen, Mitarbeitenden von Spitex-Organisationen und Altersheimen, Fachpersonen in Spitälern oder Psychiatrischen Diensten gewinnt die Versorgung alternder Menschen mit Abhängigkeit eine grössere Bedeutung: Die Anzahl Betroffener nimmt infolge des demographischen Wandels zu und die betroffenen Menschen leiden früh an altersbedingten körperlichen Krankheiten und Beschwerden, häufig auch an psychiatrischen Erkrankungen, und sie sind auf Medikamente angewiesen. Gleichzeitig ist der Anteil älterer Personen, die einen chronisch-risikoreichen Alkoholkonsum aufweisen oder die täglich Schlaf- und Beruhigungsmittel einnehmen – teilweise auch in Kombination – höher als in anderen Altersgruppen. Hinzu kommt die Patient:innengruppe mit Opioidabhängigkeit (oftmals Menschen, die in einer Opioid-Agonisten-Therapie sind), die früher mit Alterserkrankungen konfrontiert und ihre Behandlung somit anspruchsvoller ist.
In Bezug auf die Versorgung von älteren Menschen mit einer Abhängigkeit gibt es viele Herausforderungen. In Zeiten einer drohenden Versorgungslücke (insbesondere im Bereich der Pflege) sollten Kooperationen im Altersbereich gefördert werden, das Fachwissen zum Thema Abhängigkeiten und Betreuung ausgebaut werden und Fachpersonen und Institutionen im Altersbereich die nötigen Hilfestellung erhalten, um angemessen auf neuere Entwicklungen reagieren zu können (wie z.B. zunehmender Unterstützungsbedarf von Menschen, die illegale Substanzen konsumieren oder sich in einer Opioid-Agonisten-Therapie befinden). Der Fachverband Sucht widmet sich auch in Zukunft diesen Herausforderungen.
Einen Einblick in die Aktivitäten des Fachverbands Sucht im Themenfeld Sucht im Alter erhalten Sie im Video:
{{VIMEO:870688656}}
Aktivitäten des Fachverbands Sucht
Der Fachverband Sucht setzt sich für eine Stärkung einer gelingenden und adäquaten Versorgung von älteren Menschen mit einer Abhängigkeit. Er erarbeitet im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht (Infodrog) und dem Einbezug des GREA und Ticino Addiction Grundlagen im Themenbereich «Sucht im Alter» und setzt Sensibilisierungs- und Vernetzungsaktivitäten um.
Grundlagen
Der Fachverband Sucht beschäftigt sich einerseits mit der Entwicklung von Hilfestellungen für die Praxis, andererseits mit der Bekanntmachung dieser bei den Zielgruppen. Die Resultate (u.a. Konzepte Artikel) aus unterschiedlichen Projekten und Zusammenarbeiten finden sich weiter unten unter Arbeitsergebnisse des Fachverbands Sucht.
Sensibilisierung, Vernetzung und Kommunikation
Der Fachverband Sucht fokussiert in seinen Sensibilisierungsaktivitäten auf Fachpersonen der Alterspflege, -betreuung und der Suchthilfe und auch Fachpersonen aus der Medizin sowie die breitere Öffentlichkeit. Zudem werden Grundlagen für eine Stärkung der interprofessionellen und interdisziplinären Vernetzung der in die Versorgung involvierten Fachpersonen geschaffen. Die Verbreitung und regionale Verankerung von kooperativen Modellen guter Praxis für die Versorgung von älteren Menschen mit einer Abhängigkeit und deren regionale Verankerung stehen ebenfalls im Zentrum.
Versorgung alternder Menschen mit Abhängigkeit
Noch gibt es in der Schweiz und Europa erst wenig Erfahrung im Umgang mit alternden Menschen mit Abhängigkeit. Die Grundlagen zur Thematik und der damit verbundenen Herausforderungen sind ausbaufähig. Der Fachverband Sucht hat seit 2016 verschiedene Grundlagen, Hilfestellungen und Veranstaltungen zu diesem Thema erarbeitet resp. durchgeführt.
Arbeitsergebnisse des Fachverbands Sucht
Alle Ergebnisse aus dem Projekt und weitere Informationen zu Sucht im Alter finden Sie auch auf der Webplattform «Alter und Sucht».
Alle Ergebnisse:
- Intervention précoce (IP) auprès des personnes âgées dans les homes et les EMS (November 2023)
- Rilevamento e intervento precoce (IP) negli anziani ricoverati in una casa di riposo (November 2023)
-
Videos zu den erarbeiteten Produkten und den Themen Haltung, Autonomie und Sensibilisierung (September 2023)
-
Austauschtagung «Ältere Menschen mit einer Abhängigkeit: Zusammenarbeit in der Versorgung» (September 2023)
-
Konzept: Früherkennung und Frühintervention (F+F) bei älteren Menschen in einer Altersinstitution (Januar 2023)
-
Themendossiers für alterundsucht.ch zur Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) bei älteren Menschen für Fachpersonen und Ärzt:innen (Juni 2022)
-
Berufsethische Empfehlungen zum Umgang mit Suchtmittelkonsum und Abhängigkeiten in der professionellen Pflege älterer Menschen in Kooperation mit dem SBK/ASI (Januar 2020)
-
Musterprozess zur Optimierung der Versorgung alternder Menschen mit Abhängigkeit in Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau (Januar 2020)
-
Konzept «Genuss, Suchtmittelkonsum und Abhängigkeiten in Alterszentren» in Zusammenarbeit mit dem Gustav Benz Haus, Akteur:innen aus der Alterspflege, -betreuung und der Suchthilfe (April 2019)
-
Fachtagung «Alternd, abhängig und trotzdem gut versorgt» (August 2017)
-
Empfehlungen Fachverband Sucht Versorgung alternder abhängiger Frauen und Männer (2016/17)
- Zusammenfassung Problemlage Versorgung alternder abhängiger Menschen (2016/17)
Artikel zum Thema
Der Fachverband Sucht hat – teilweise in Zusammenarbeit mit Infodrog und dem Alterszentrum Gustav Benz Haus – mehrere Fachartikel zur Thematik verfasst.
-
«Zwischen Autonomie und Fürsorge» bei gastrofacts (Frühling 2023)
-
«Wie Früherkennung und Frühintervention in Altersinstitutionen gelingen kann» bei spectra online (2/2023)
-
«Sucht im Alter – Frühzeitig erkennen und gemeinsam handeln» im Suchtmagazin (5/2019)
-
«Spannungsfeld zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung» in «Krankenpflege» (8/2019)
-
«Kooperation zwischen Pflege und Suchthilfe verbessern» in CURAVIVA (11/2019)
- «Hauptsache Rotwein – ein schwerer» in CURAVIVA (10/2020 offline)
Das Thema findet auch Beachtung in der medialen Berichterstattung. Eine Auswahl an – online verfügbaren – Artikeln.
- «Ein Gläschen in Ehren» in Surprise (6/2020)
- «Grand Marnier gegen die Einsamkeit» (Artikel von Klaus Petrus) im Beobachter (8/2020)
- «Wenn Opa zu viel trinkt» im Grosseltern-Magazin (11/2020)
Weiterführende Informationen
Webplattform «Alter & Sucht» (Infodrog)
Dossier «Sucht im Alter» (Infodrog)
Webplattform «Sucht im Alter» (ZFPS)Informationen zum Thema «Alter und Sucht» (Sucht Schweiz)
Informationen zum Thema «Alkohol im Alter» (BAG)
Themendossier «Sucht im Alter» (CURAVIVA Schweiz)