Soziale Arbeit und Sucht

Sucht als bio-psycho-soziales Problem kann nur erfolgreich angegangen werden, wenn alle drei Dimensionen wie auch deren Nahtstellen gleichermassen bearbeitet werden. Die Soziale Arbeit innerhalb der Suchthilfe und -prävention steht allerdings zunehmend unter finanziellem Druck. Eine klare Positionierung der Sozialen Arbeit ist eine zentrale Voraussetzung für gelebte Interprofessionalität und für die Optimierung bestehender Hilfsangebote.

Soziale Dimension einer Sucht

Kaum eine andere chronische Krankheit weist neben medizinischen und psychischen Aspekten auch derart viele soziale Faktoren auf wie der Gebrauch und die Abhängigkeit von Substanzen oder von problematischen Verhaltensweisen. Dabei können soziale Probleme sowohl Mitursache als auch Folgen einer Suchterkrankung sein. Trotz des etablierten bio-psycho-sozialen Modells befindet sich die Soziale Arbeit innerhalb der Suchthilfe und -prävention gegenüber den medizinischen und psychologischen Disziplinen tendenziell auf dem Rückzug.

In der Versorgung von Menschen mit einer Abhängigkeit und ihrem sozialen Umfeld besteht ein Verbesserungspotential, indem im Rahmen des bio-psycho-sozialen Verständnisses Sucht (wieder) verstärkt auch als soziales Problem verstanden und behandelt werden soll. Die Bearbeitung der sozialen Ursachen und Folgen von Suchterkrankungen fällt in den zentralen Zuständigkeitsbereich der Sozialen Arbeit. Von der Stärkung der Sozialen Arbeit innerhalb der Suchthilfe und -prävention profitieren in besonderem Masse Menschen mit chronifizierten Suchterkrankungen und Mehrfachbelastungen sowie deren Umfeld.

Auch die Nationale Strategie Sucht des Bundesamts für Gesundheit stützt sich auf ein bio-psycho-soziales Verständnis im Umgang mit Suchtthemen ab.

Erfolgreiche Suchtarbeit, sei es in der Verhinderung von Erkrankungen oder in ihrer Behandlung, kann nur gelingen, wenn alle Dimensionen von Sucht bearbeitet werden – biologische und psychologische genauso wie soziale. Die Zusammenarbeit in einem Netzwerk – mit dem:der Klient:in im Zentrum – gelingt einfacher, wenn alle beteiligten Fachrichtungen und Angebote ihre eigenen Kompetenzen, Grenzen und Möglichkeiten kennen und benennen können.

Aktivitäten des Fachverbands Sucht

Der Fachverband Sucht ist Teil eines Konsortiums, zu dem auch das Institut Soziale Arbeit und Gesundheit der FHNW, AvenirSocial und der Schweizerische Fachverband Soziale Arbeit im Gesundheitswesen SAGES gehören. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Rolle der Sozialen Arbeit in der Suchthilfe und -prävention (wieder) zu stärken, damit die soziale Dimension im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Modells wirksam bearbeitet werden kann. Das Professionsprofil der Sozialen Arbeit innerhalb der Suchthilfe und -prävention wird geklärt, fachliche Grundlagen weiterentwickelt und innovative Handlungsansätze verbreitet.

Das Konsortium hat folgende Ziele:

  • Vernetzung und vertiefte fachliche Sensibilisierung von Fachpersonen
  • Erarbeitung von Empfehlungen für die Soziale Arbeit in der Suchthilfe und Suchtprävention
  • Entwicklung von Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten
  • Publikationen für Fachpersonen der Sozialen Arbeit im Suchtbereich

 

Das Bundesamt für Gesundheit unterstützt das Konsortium basierend auf der Nationalen Strategie Sucht.

Weiterführende Informationen und Downloads

Buch «Soziale Arbeit und Sucht. Eine Bestandesaufnahme aus der Praxis» Open-Access (2021)

Fachverband Sucht: Fortbildung Soziale Diagnostik (Juni 2021)

Fachtagung «Soziale Arbeit und Sucht – Praxis und Wissenschaft im Dialog» (März 2022)

FHNW: Fachseminar «Wenn Soziale Arbeit auf Sucht trifft» (Dezember 2022)

FHNW: Überblicksseite zum Programm des Konsortiums

Fachverband Sucht: Leitlinien zur Finanzierung der Sozialtherapeutischen Stationären Suchthilfe